Neben der Erfassung der ursächlichen Erkrankung sollten bei der Erstellung der Wundanamnese Informationen zum sozialen Umfeld der betroffenen Person, psychosoziale Aspekte, Begleiterkrankungen, der körperliche Zustand, Schmerzen, Allergien, Kontinenz-Situation, Ernährungszustand, wund- und therapiebedingte Einschränkungen sowie die Selbstmanagementfähigkeiten der Betroffenen erhoben werden. Die in der Wundanamnese gewonnenen Informationen dienen dazu, die Ursachen der Wundentstehung zu erfassen, die Therapie zu planen und die Prognose abzuschätzen.
Eine fortlaufende Dokumentation des Wundverlaufs ist für die Therapie essenziell. So können alle an der Wundversorgung Beteiligten den aktuellen Wundstatus nachvollziehen. Damit die Wunddokumentation aussagekräftig ist, sind nachvollziehbare und klare Wundbeschreibungen in der Dokumentation unerlässlich. Die Beurteilung, Erfassung und Vermessung der Wunde setzen ein hohes Maß an spezifischem Fachwissen und Erfahrung voraus.
Die Erfassung der Wundgröße ist von entscheidender Bedeutung für die Bewertung und Prognose der Wundheilung. Die Wundgröße kann durch die Parameter Form, Länge, Breite, Umfang, Tiefe, Fläche und Unterminierung/Tunnel beschrieben werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um diese Parameter zu erfassen.
Darüber hinaus existieren weitere Methoden zur Ermittlung der Wundgröße wie z. B. Tracking/Planimetrie oder die digitale Messung durch fotooptische Verfahren.
Die Wundheilung erfolgt in mehreren Wundheilungsphasen: Exsudationsphase, Granulationsphase, Epithelisierungsphase. Der zeitliche Verlauf der einzelnen Phasen kann variieren und ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie z. B. Art und Größe der Wunde. Für die Wunddokumentation ist eine exakte Beschreibung der Wunde äußerst wichtig.
Die Beschreibung des Wundgrundes erfolgt durch die Angabe der Gewebearten, welche die Wunde dominieren. Farbe und Beschaffenheit des Wundgrundes sagen etwas über die Wundheilungsphase aus.
Beispiele für eine Beschreibung des Wundgrundes:
Unter dem Wundrand versteht man den Übergang zwischen der Wunde und der intakten Haut. Der Wundrand gibt Aufschluss über die Heilungstendenz der Wunde.
Beispiele für eine Beschreibung des Wundrandes:
Die Wundumgebung bezieht sich auf die unmittelbare Umgebung des Wundrandes. Das Aussehen der Wundumgebung lässt Rückschlüsse zu auf Infektionen, mangelnde Druckentlastung, Allergien oder Hautirritationen durch Kompressionsstrümpfe oder Verbandmaterial. Beurteilungsmerkmale sind z. B. Hautstruktur, Hautfarbe, übermäßige Hornhautbildung (Hyperkeratosen), Mazerationen.
Beispiele für eine Beschreibung der Wundumgebung:
Wundgeruch ist eine häufige Begleiterscheinung von Wunden und kann die Lebensqualität von Betroffenen stark beeinträchtigen und zu Einschränkungen im sozialen Leben führen. Die Ursache des Wundgeruchs ist meist eine bakterielle Infektion innerhalb der Wunde. Die angesiedelten Keime produzieren Stoffwechselprodukte, die unangenehm riechende Substanzen freisetzen. Übelkeitsgefühl und Appetitlosigkeit beim Patienten können ein Hinweis auf eine Mangelernährung sein.
Das Wundexsudat ist eine Flüssigkeit, die der menschliche Körper in allen Phasen der Wundheilung produziert und absondert. Das Exsudat hat eine wichtige Funktion im Prozess der Wundheilung. Es lässt Rückschlüsse auf den Zustand der Wunde, mögliche Begleiterkrankungen sowie den Heilungsfortschritt zu und spielt eine entscheidende Rolle in der Wunddiagnostik sowie der Optimierung der Therapie.
Die Exsudatfarbe gibt Hinweise auf die Zusammensetzung des Exsudates (besteht zu unterschiedlichen Anteilen aus Wasser, Elektrolyten, Enzymen, Bakterien, Leukozyten, Zelltrümmern etc.). Das normale Erscheinungsbild ist klar, transparent bis bernsteingelb. Verfärbungen des Exsudats (z. B. rötlich, bräunlich oder blaugrünlich) können auf kritische Kolonisationen von Keimen oder Infektionen hinweisen.
Es empfiehlt sich, immer den getragenen Verband zu inspizieren.
Eine Wundinfektion liegt vor, wenn Mikroorganismen durch die verletzte Haut in die Wunde sowie den Organismus eintreten.
Checkliste Vorliegen von Infektionszeichen:
sowie
Wurden Erreger/multiresistente Erreger (MRE) durch einen Abstrich oder eine Biopsie nachgewiesen?
Wird eine Ganzkörperdekolonisation durchgeführt?
Bestandteil der ärztlichen Diagnostik!
In der Heilungsphase schützt Wundschmerz das noch empfindliche Gewebe und führt oft zu Schonhaltungen. Für viele Patienten mit chronischen Wunden stellen Wundschmerzen eine große Belastung dar.
Wichtig für die Wunddokumentation:
Die Fotodokumentation unterstützt den schriftlichen Befund, ist aber kein Ersatz. Wichtig ist, dass der Patient über die Erstellung der Fotos und deren Verbleib informiert und seine gesonderte Zustimmung oder die des gesetzlichen Betreuers eingeholt wird. Das Einverständnis muss dokumentiert werden. Um eine Aussagekraft zu erhalten, sollten die Aufnahmen möglichst unter den gleichen Bedingungen erfolgen.
+ Zusatzbild ohne Wundlineal, um den Weißabgleich zu kompensieren und tatsächliche Wundfarben eindeutiger darzustellen